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Sinn & Purpose in der KI-Strategie

Neues Beratungangebot

Es läuft was schief beim Thema KI. Ok, nicht nur eine Sache, aber dazu später mehr. Es ist inzwischen angekommen, dass KI ganz grundlegende Anfragen an uns als Menschen stellt und die Fragezeichen, was das auf Dauer mit uns macht, werden eher größer als kleiner.

Ich habe dabei zunehmend das Gefühl, dass wir bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz einem grundsätzlichen Missverständnis aufsitzen. Es ist, als ob wir Technik immer noch so denken, wie wir Industrieanlagen bauen: effizient, autonom, möglichst unabhängig vom Menschen. Doch genau darin liegt der Fehler. Denn was wir konstruieren, ist mehr als ein System – es ist ein Spiegel unseres Menschenbilds.

In der katholischen Soziallehre ist eine Grundidee zentral: Technik soll dem Menschen dienen. Nicht abstrakt „der Menschheit“, sondern dem konkreten, verletzlichen, verantwortlichen, beziehungsfähigen Menschen. Der Mensch bleibt Zweck, nie Mittel. Diese Logik scheint uns in der aktuellen KI-Debatte verloren zu gehen. Wir sprechen davon, dass Maschinen menschliches Verhalten imitieren sollen, dass sie uns ersetzen, übertreffen, entlasten und wir üben die Nutzung auch genau in diesem Mindest – aber wir sprechen kaum noch davon, wie sie uns sinnvoll ergänzen können. Und das halte ich für einen gefährlichen Irrweg. Wir müssen statt Substitution in einem Effizienzsteigerungsparadigma umschwenken auf einen Geist der Komplementarität.

Aktuell scheint der Maßstab für Intelligenz darin zu bestehen, dass eine Maschine „so tut als ob“. Damit geraten wir in eine ethisch fragwürdige Schieflage. Wir beurteilen Systeme nicht danach, wie gut sie das Leben verbessern, Beziehungen stärken oder Verstehen ermöglichen – sondern danach, wie überzeugend sie eine Simulation abgeben. Es geht um Täuschung statt Wahrheit, um Konkurrenz statt Kooperation.

Schon heute zeigen sich die Folgen dieses Denkens: In der Bildung übernehmen Plattformen immer mehr Aufgaben, ohne wirklich zu begleiten. Sie komprimieren, planen und sortieren, aber sie fördern nicht einen ganzheitlichen Erkenntnisgewinn – oder soll ich sogar das gefährliche Wort „Weisheit“ in den Mund nehmen. Im Personalwesen entscheiden Algorithmen darüber, wer eingeladen wird und wer nicht – oft ohne jede Transparenz. In der Medizin treffen Systeme Empfehlungen, die Ärztinnen und Ärzte aus Effizienzgründen kaum mehr hinterfragen können – die Verantwortung aber bleibt beim Menschen. Und nicht selten verliert dieser Mensch das Vertrauen in die Technik, weil er spürt: Hier wird nicht geholfen, sondern ersetzt.

Ich glaube: Wir brauchen ein radikal anderes Paradigma. KI darf nicht entwickelt werden, um den Menschen zu ersetzen, sondern um mit ihm zu arbeiten. Ihre Stärke liegt nicht darin, alles besser zu können – sondern darin, das zu ergänzen, was wir nicht leisten können. Es geht um Komplementarität, nicht um Konkurrenz. Nicht um Autonomie, sondern um Beziehung. Das ist kein Rückschritt, sondern ein Fortschritt – weil es endlich anerkennt, dass der Mensch mehr ist als eine kognitive Maschine.

Der Mensch ist keine Funktion. Er ist auch kein zufälliges Produkt der Evolution, das nun von Maschinen übertroffen wird. Der Mensch ist Person – einmalig, unverwechselbar, geschaffen zur Beziehung und zur Verantwortung. Er hat Würde, keine bloße Nützlichkeit. Er ist nicht auf Reaktion reduziert, sondern zur Urteilskraft befähigt und im Geiste der Solidarität und des Gemeinwohls zur Liebe berufen. Technik, die diese Räume oft nicht mehr zulässt – die nicht fragt, ob etwas verantwortbar, verstehbar, sinnhaft ist –, verfehlt ihren Auftrag oder braucht Hilfe – von uns Menschen. Sie mag funktionieren, aber allein fährt sie in die Irre.

Dieses Verständnis des Menschen ist nicht bloß eine Überzeugung, es hat Wurzeln. Wer in die biblische Schöpfungserzählung blickt, findet einen bemerkenswert nüchternen Zugang: Der Mensch ist berufen, die Welt zu „bebauen und zu bewahren“. Das ist kein romantischer Naturkult, sondern eine klare Kulturaufgabe – und sie schließt Technik ein. Technik, richtig verstanden, ist Mitgestaltung. Nicht Beherrschung, nicht Verdrängung, sondern schöpferische Verantwortung – als Gärtner, dienender Herrscher. Die Bilder sind dazu vielfältig, aber alle relativieren und konzeptualisieren, das alte Vorurteil und Mythos wie müssten und die Erde unterwerfen etc..

Auch die Soziallehre der Kirche hat die Rolle des Menschen und der Wirtschaft nie naiv gesehen. In Rerum Novarum etwa wird Arbeit als personale Entfaltung beschrieben – nicht als bloße Funktionserfüllung. Arbeit gehört zum Menschen, weil sie Ausdruck seiner Freiheit und seines schöpferischen Wesens ist. Genau darum darf Technik ihm diese Arbeit nicht entreißen, sondern sie soll ihn darin unterstützen.

Und in Laudato si’ findet sich ein schöner Gedanke: Technik soll Teil unserer Beziehung zur Schöpfung sein – nicht ein Mittel zur Distanzierung. Sie kann helfen, das Leben besser zu gestalten, wenn sie sich einfügt in ein Netz von Beziehungen – zur Welt, zu den Menschen, zu Gott.

Natürlich wird man sagen: Maschinen sind objektiver, schneller, effizienter. Das mag in vielen Fällen stimmen. Aber das ist nicht die entscheidende Frage. Es geht nicht darum, ob Maschinen Fehler vermeiden – sondern ob sie Verantwortung tragen können. Und das können sie nicht. Sie können Prozesse beschleunigen, aber nicht ethisch abwägen. Sie können Wissen abrufen, aber keinen Sinn stiften. Sie kennen keine Wahrheit oder Lüge – nur Muster und Wahrscheinlichkeit, die aber keine Orientierung und erst recht keine Hoffnung geben. Und darum bleiben sie Werkzeuge – nicht Akteure.

Ich halte nichts von technologischem Pessimismus. Ich finde es faszinierend, was heute möglich ist. Aber wir müssen aufpassen, dass wir in unserer Begeisterung nicht blind werden für das, was dabei verloren gehen kann. Wenn der Mensch sich nicht mehr als Akteur versteht, sondern als Anhängsel einer Maschine, wenn er Entscheidungen nicht mehr verantwortet, sondern delegiert – dann verlieren wir mehr als Kontrolle. Dann verlieren wir Freiheit.

Und wir verlieren Vertrauen. Denn Systeme, die uns ersetzen sollen, machen uns nicht stärker, sondern abhängig. Systeme, die uns ergänzen, hingegen stärken unser Handeln. Sie lassen uns entscheiden, nicht entscheiden lassen. Genau das sollte das Ziel sein: Technik, die unsere Urteilskraft unterstützt – nicht überflüssig macht. Systeme, die sich dem Menschen unterordnen – nicht umgekehrt.

Vielleicht liegt die größte Herausforderung gar nicht in der Technik selbst, sondern in unserer Haltung. In unserem Mut, ein Menschenbild zu vertreten, das nicht nur funktional denkt. In der Fähigkeit, Grenzen zu setzen – nicht aus Angst, sondern aus Achtung. In der Bereitschaft, Technik nicht als Ersatz für Verantwortung zu sehen, sondern als Anlass, sie bewusster wahrzunehmen.

Wenn wir das ernst nehmen, dann wird KI nicht zum Ende des Menschlichen – sondern zur Einladung, unsere Rolle neu zu verstehen: nicht als Kontrollverlust, sondern als Gestaltungsauftrag. Als Erinnerung daran, dass Fortschritt nicht darin liegt, den Menschen überflüssig zu machen – sondern ihn in seiner Würde ernst zu nehmen.

Weiterdenken. Anders gestalten. KI sinnvoll einsetzen.

Wenn Sie der Überzeugung sind, dass Technik dem Menschen dienen und nicht entmündigen soll – dann laden wir Sie ein, diesen Weg konsequent weiterzugehen.

Gemeinsam mit meinem Kollegen Thomas Hirschmann ✨ , einem ausgewiesenen Experten für datengetriebene Innovation und menschzentrierte Technologiegestaltung, biete ich Unternehmen einen praxisnahen und zugleich werteorientierten Reflexions- und Gestaltungsraum: unseren Workshop „The Purposeful Use of AI“.

Wir helfen Ihnen dabei, Ihre KI-Strategien mit dem ethischen Kompass Ihrer Organisation abzugleichen, sinnvolle Einsatzfelder zu identifizieren, Risiken zu benennen und eine tragfähige Roadmap zu entwickeln – für eine Zukunft, in der KI nicht ersetzt, sondern ergänzt. Nicht entgrenzt, sondern eingebettet ist. Nicht Selbstzweck, sondern Ausdruck Ihrer Verantwortung.

Ihr Gewinn:

  • Klarheit über Potenziale und Grenzen von KI in Ihrer Organisation
  • Werkzeuge, um technologische Optionen mit Ihren Werten zu verbinden
  • Ansätze für verantwortungsvolle und zukunftsfeste Umsetzung
  • Ein konkreter Handlungsplan – vom Prinzip zur Praxis

Für wen geeignet?

C-Level, Strategie- und Innovationsteams, Digitalverantwortliche, Ethikbeauftragte und alle, die Technik nicht nur beherrschen, sondern verantwortlich gestalten wollen.

Lassen Sie uns gemeinsam denken – und handeln.

👉 Kontaktieren Sie uns für ein Vorgespräch oder eine maßgeschneiderte Session für Ihr Führungsteam.

Weitere Infos zu Nachhaltigkeit & KI auf der Beratungseite. Link.

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Buchprojekt „“#AI & #Sustainability: A Critical Exploration“



Ich freue mich, heute bekannt zu geben, dass ich zusammen mit meinen beiden großartigen Kollegen Thomas Hirschmann ✨ und Joscha Wirtz ein spannendes Publikationsprojekt starte, das wir hier auf LinkedIn und auch in unser LinkedIn-Gruppe intensiv begleiten wollen.

Für dieses bevorstehende Buch über KI und Nachhaltigkeit „AI & Sustainability: A Critical Exploration“, das von Springer im Rahmen der Reihe „Frontiers of ArtificialIntelligence, #Ethics and Multidisciplinary Applications“ veröffentlicht wird, suchen wir Mitwirkende aus allen geografischen Regionen. Ein wissenschaftlicher Hintergrund ist zwar nicht erforderlich, aber alle Beiträge müssen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.

Wir freuen uns über Perspektiven aus verschiedenen Bereichen und Erfahrungen, um diesen wichtigen Dialog zu bereichern. Erkunden Sie mit uns die Schnittstelle von KI, Nachhaltigkeit und Ethik, um eine sinnvolle und nachhaltige Zukunft zu gestalten.

Hier könnt Ihr mehr erfahren und auch den Call for Contribution/Authors abrufen und auch gleich eueren Beitrag (english only) vorschlagen.

https://ioseai.org/

Wer genauer auf dem Laufenden bleiben will: hier gehts zur LinkeIn-Gruppe AI & Sustainability: https://lnkd.in/egGYNkZp

Mehr Infos:

Scope: The book will offer current perspectives on AI in the context of sustainability, aiming to identify sustainable uses of AI and how it can contribute to achieving ambitious sustainability goals. It challenges the paradigm of AI’s transformative potential for economies and links it to societal transitions and planetary boundaries. The book calls for holistic assessments, bringing together global voices to shape the future discourse. It offers a comprehensive approach to integrating AI across sectors to promote environmental stewardship, economic resilience, and social equity, with practical solutions, diverse insights, case studies, and policies from around the world. It also considers AI and sustainability in the context of evolving global power dynamics. The book is divided into four main sections, each designed to guide the reader through the complex interplay between AI and sustainability. Throughout the book, we aim to:

– Identify Commons: Contribution to a shared language for AI and sustainability.
– Feature Global Voices: Offering diverse insights and case studies from around the world.
– Invite Holistic Assessments: Examine AI across sectors and system boundaries for comprehensive sustainability analysis.